Was ich an dieser Camustournee, die inzwischen in der dritten Jännerrunde läuft, so schätze:
Man sieht anhand des ersten Photos ein schönes festliches Theaterhaus, stellvertretend für viele andere würdige Bühnen, in diesem Fall die Münchner Kammerspiele. Ein schöner Rahmen für eine schöne Geschichte. Wenn nur alle Programme in solchen Häusern solchermaßen anrührend sein dürften. Das Publikum ist ja so empfänglich dafür, wie sich in jeder Aufführung von „Der erste Mensch“ nach Albert Camus herausstellt.
Hier sieht man Jerome Goldschmid beim Aufbau.
Wir fünf Musiker sitzen auf einer schwarzen Silhouette auf bunten Polstern und stellen mithilfe von Baß, Klarinette/Saxophon, Schlagwerk, Oud, und Akkordeon gewissermaßen die bittere Armut, die Länder Algerien und Frankreich, eine kindliche Lebenslust und alles übrige Anfallende dar …. werden von Birte Horst in günstiges Licht gerückt, während unsere Tonleute unter anderem auf Textverständlichkeit achten.
…. und suchen den Synergieeffekt von zwei Schwaben, einem Luxemburger, einem Syrer und einer Bajuvarin, die musikalisch höchst unterschiedlich sozialisiert wurden. Gestern in Dresden ist es uns anbetungswürdig gelungen. Man sieht außerdem die Leinwand, auf der kurz eine Einspielung der Nobelpreisverleihung an Albert Camus gezeigt wird.
Hier strahlt der Urheber und Erfinder dieses und vieler weiterer Programme, die weitgefaßt als Lesung mit Musik daherkommen. Martin Mühleis, ein Unternehmer der besonderen Art, der seinen ganzen Witz und Verstand und Körperkraft, Ausdauer, Mut und Übermut in diese seine Projekte steckt. Studierter Filmemacher und Dramaturg und durch die Praxis gelernter Mann für alles.
Joachim Krol ist es, der den Figuren so glaubwürdig Leben einhaucht, daß sie für den Moment wirklich werden.
Man glaubt ihm und man liebt es, wie er den kleinen Jacques, das Familienoberhaupt Großmutter, die hilflos stumme Mutter, den vital-debilen Onkel Etienne, die gnadenlose Hitze Algeriens und die Sitten in ganz armen Haushalten heraufbeschwört.
Es kommt diese Dringlichkeit auf, die einen Gefahr laufen lassen, die Erzählung in die eigene Vita-Erinnerung einzuspeisen.
Das Publikum fiebert mit und freut sich sehr, daß aus dem Buben was geworden ist. Standing ovations für Joachim Król.